Seit rund zwanzig Jahren leitet Frank Eisenhauer die Entwicklung von innovativen Instrumenten in der bodengebundenen Infrarotastronomie, wie zum Beispiel den Integralfeld-Spektrographen SINFONI oder das Interferometer GRAVITY am Very Large Telescope (VLT) der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Chile. Diese Instrumente erlauben den Astronom*innen detaillierte Blicke in die Welt der schwarzen Löcher, der aktiven Galaxienkerne, Exoplaneten sowie Stern- und Galaxienentstehung.
Mit SINFONI leistete Frank Eisenhauer Pionierarbeit auf dem Gebiet der abbildenden Spektroskopie. Mit einer damals einzigartigen Kombination aus adaptiver Optik und abbildender Spektroskopie konnte SINFONI nicht nur die Bildunschärfe durch die Erdatmosphäre korrigieren, sondern gleichzeitig für jeden Bildpunkt der Aufnahme ein Spektrum aufzeichnen. Damit war es Eisenhauer und Kolleg*innen 2003 erstmals möglich, aus der Umlaufbahn eines Sterns um das massereiche Schwarze Loch die Entfernung zum Zentrum der Milchstraße mit geometrischen Methoden messen.
Seine Arbeiten führten zur Verleihung des Nobelpreises an Reinhard Genzel
Mit dem GRAVITY-Experiment revolutionierte Frank Eisenhauer mit seinen Kolleg*innen die Infrarot-Interferometrie. Hierbei werden die vier VLTs der ESO zusammengeschaltet, so dass die Beobachter*innen eine Winkelauflösung erreichen, die dem eines Teleskopes mit 130 Meter Durchmesser entspricht. Ähnlich wie bei einer adaptiven Optik werden bei GRAVITY die Verzerrungen durch die Erdatmosphäre und die Störungen im Lichtweg zwischen Teleskop und Labor aktiv korrigiert, wodurch GRAVITY im Vergleich zu früheren Experimenten um mehrere Größenordnungen empfindlicher ist. 2018 konnten Frank Eisenhauer und seine Kolleg*innen damit unter anderem die Gravitationsrotverschiebung im Schwerefeld des schwarzen Lochs nachweisen, die Albert Einstein in der Allgemeinen Relativitätstheorie vorhergesagt hatte. Die langjährigen und mit dem Interferometer GRAVITY sehr hochaufgelösten Beobachtungen des galaktischen Zentrums führten 2020 auch zur Verleihung des Nobelpreises an Reinhard Genzel, der als Direktor am MPE die Abteilung Infrarotastronomie leitet.
Derzeit arbeitet Frank Eisenhauer mit seiner Gruppe an der Weiterentwicklung GRAVITY+, mit der die Empfindlichkeit des GRAVITY-Interferometers nochmals um eine Größenordnung gesteigert werden soll. Neben seiner Tätigkeit als leitender Wissenschaftler am MPE lehrt Frank Eisenhauer Astrophysik und hochauflösende Astronomie an der Technischen Universität München.
Die Stern-Gerlach-Medaille ist die höchste Auszeichnung der DPG für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der experimentellen Physik. Sie wird für Arbeiten aus dem gesamten Bereich der Physik vergeben. Die Stern-Gerlach-Medaille wurde 1986 von der DPG als Preis gestiftet und 1992 in eine Medaille umgewandelt. Bereits zum dritten Mal wird damit ein MPE-Wissenschaftler ausgezeichnet, nach Joachim Trümper (1995) und Reinhard Genzel (2003).
In diesem Jahr wurde Frank Eisenhauer bereits mit der Tycho-Brahe-Medaille gewürdigt, der höchsten Auszeichnung der Europäischen Astronomischen Gesellschaft für die Entwicklung und wissenschaftliche Nutzung astronomischer Instrumente.