Pi-mal-Daumen ist zu wenig – Mit Präzision auf der Suche nach neuer Physik

Bild: D. Zemba/Pennsylvania State University

Hochpräzise experimentelle Messungen haben in der Geschichte der Wissenschaft oft zu einem erheblichen Erkenntnisgewinn geführt, insbesondere dann, wenn die experimentellen Ergebnisse nicht mit der gängigen theoretischen Erklärung in Einklang zu bringen waren. Ein berühmtes Beispiel sind die gemessenen (scheinbaren) Anomalien in der Planetenbewegung, die im Rahmen der klassischen Mechanik nicht interpretierbar waren und erst in Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie ihre vollständige Erklärung fanden. Die Relativitätstheorie impliziert wiederum eine Fülle „neuer Physik“ wie die gravitative Rotverschiebung, Gravitationslinsen oder die Existenz von Gravitationswellen.

Präzisionsmessungen werden auch vorgenommen, um das Standardmodell der Teilchenphysik auf den Prüfstand zu stellen. Eine Diskrepanz zwischen experimentellen Messungen und theoretischen Erwartungen wäre ein untrügliches Zeichen für die Existenz neuer Teilchen und Kräfte, die eine Erklärung für die dunkle Materie oder die Asymmetrie zwischen Materie und Antimaterie im Universum liefern könnten. In jüngster Zeit hat in diesem Zusammenhang das so genannte anomale magnetische Moment der Myonen für Aufsehen gesorgt, bei dem eine Diskrepanz von etwa fünf Standardabweichungen zwischen Experiment und Theorie beobachtet wurde – das Myon verhält sich damit etwas anders, als es nach dem Standardmodell zu erwarten wäre. Prof. Dr. Hartmut Wittig beleuchtet in seinem Vortrag den aktuellen Stand der Forschung zu diesem Thema und geht der Frage nach, ob man tatsächlich auf eine neue Physik hoffen darf.


Ein Vortrag im Rahmen der Vortragsreihe Wissenschaft für jedermann  in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Museum.