Vulkane faszinieren und bedrohen uns zugleich. Seit jeher fragen sich Forschende, ob es Wege gibt, die Gewalt der Erde besser zu verstehen. Eine Idee, die lange wie Science-Fiction klang, rückt nun greifbare Nähe: der direkte Zugang zu Magma. Könnte das Bohren in glutflüssige Tiefen nicht nur dabei helfen, Ausbrüche besser zu verstehen oder sogar abzumildern, sondern zugleich eine neue Ära grüner Energie einleiten?
Zufällige Magmakontakte bei tiefen Geothermiebohrungen in Island, Kenia und Hawaii liefern Hinweise darauf, dass solche Begegnungen deutlich weniger dramatisch verlaufen als vermutet. Anstelle von Katastrophenszenarien eröffnen sie Forschenden einzigartige Einblicke in eines der verborgensten Systeme des Planeten. Besonders verblüffend: Erste Analysen zeigen, dass die elektrische Leistung superheißen Magmadampfs etwa zehnmal so hoch sein kann wie die herkömmlicher Geothermieanlagen. Damit rückt eine extrem effiziente und nahezu emissionsfreie Energiequelle in den Blick – ein möglicher Meilenstein für die nachhaltige Energiegewinnung.
Darüber hinaus könnte ein kontrollierter Zugriff auf Magmakammern die Vulkanforschung revolutionieren. Direkte Probenahmen, Messungen im Magma selbst und die Überprüfung bestehender Modelle würden unser Verständnis der Prozesse an der Grenze zwischen Magma, Gestein und hydrothermalen Fluiden grundlegend verändern. Dies hätte weitreichende Folgen für die Vorhersage vulkanischer Aktivität, die Interpretation planetarer Entwicklung und sogar die Erforschung fremder Welten.
In diesem Vortrag stellt Prof. Dr. Yan Lavallée das Krafla Magma Testbed (KMT) in Island vor, das weltweit erste geplante Magma-Observatorium. Er wird das enorme Potenzial dieses Pionierprojekts aufzeigen: von neuen Energiestrategien über bessere Frühwarnsysteme bis hin zu Erkenntnissen für die Planetenforschung. Und er geht der Frage nach, die über allem steht: Kann man Vulkane zähmen?
Ein Vortrag im Rahmen der Vortragsreihe Wissenschaft für jedermann in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Museum.